Leitfaden: Die In

Worum geht’s bei der Aktion?

Ein DIE-IN ist eine primär presse- und öffentlichkeitswirksame Aktion. Prinzipiell funktioniert der DIE-IN so, dass sich möglichst viele AktivistInnen (ab. 5 Personen aufwärts) treffen, um die Opfer eines Missstandes zu verkörpern und dadurch auf die Thematik aufmerksam zu machen. Typische Themen eines Tierrechts-DIE-IN’s sind beispielsweise der Robbenfang, Pelz im Allgemeinen oder Fleischkonsum. DIE-IN’s wurden auch schon als Protestform gegen Atomenergie oder Krieg gewählt. Die Einsatzmöglichkeiten sind sehr vielseitig. Überall wo Individuen getötet werden lässt sich ein DIE-IN anwenden. Die AktivistInnen legen sich regungslos auf den Boden und symbolisieren dadurch die Opfer des Missstandes. Um ein vielfaches wirksamer ist die Aktion, wenn sich die AktivistInnen fast gänzlich ausziehen und mit Kunstblut bespritzt werden. Die Aktion lebt vom Schockeffekt, eignet sich aber bestens um Infomaterial zu verteilen. Wird die Aktion mit nur 2-5 „Leichen“ durchgeführt, ist sie natürlich weniger aufwändig. Unabhängig von der TeilnehmerInnenzahl sollte die Presse immer eingeladen werden.

Vorbereitungen

Da wie gesagt nicht nur möglichst viele Menschen an dieser Aktion teilnehmen, sondern auch die örtlichen Medien informiert werden sollten, braucht diese an sich sehr einfache Aktion mehr Vorbereitung als andere. Weiterhin muss die Aktion, wie jede Versammlung unter freiem Himmel angemeldet werden. Tipps zur Anmeldung findet ihr hier.
Der Termin sollte lange im Voraus feststehen und möglichste viele AktivistInnen aus der ganzen Umgebung sollten informiert werden, denn neben den „Leichen“ müssen auch Flyer verteilt, Interviews gegeben und die SchauspielerInnen vor Übergriffen aus der Bevölkerung geschützt und betreut werden. Ihr solltet euch die Aufgabenverteilung frühzeitig vor der Aktion überlegen. Je nach Größe der Aktion werden Aktivisten für verschiedene Aufgaben benötigt. Falls viele gruppenexterne AktivistInnen kommen, um als Leichen bei eurem Schauspiel mitzuwirken, sind Koordinatoren nötig. Sie weisen die AktivistInnen ein, sagen was zu tun oder zu lassen ist und sind Ansprechpersonen falls sich Probleme oder Fragen auftun. Diese Personen übernehmen auch alles was zur Inszenierung des DIE-IN’s notwendig ist, wie etwa das Auftragen des Kunstbluts. Pro 15 „Leichen“ sollte einE BetreuerIn bereitstehen, ansonsten lassen sich die ganzen AktivistInnen schlecht koordinieren und es endet in einem Chaos. Auch sollte es AktivistInnen geben, die die PassantInnen mit Informationen versorgen. Sie betreuen einfach alle Medien, die über die Thematik informieren sollen. Das heißt zum Beispiel aufbauen und betreuen des Infostandes, verteilen von Flyern oder halten von Transparenten. Für die Presse muss es feste Ansprechpersonen geben, die als solche erkennbar sind (zum Beispiel durch einheitliche T-Shirts). Die Anzahl der PressesprecherInnen richtet sich nach dem erwarteten Medienrummel. Wichtig ist, dass sich die AktivistInnen gut auf diese Aufgabe vorbereiten. Tipps dazu findet ihr hier. Natürlich gibt es wie bei jeder anmeldungspflichtigen Aktion auch VersammlungsleiterInnen. Diese sind Ansprechpartner für die Polizei und für den Verlauf der Aktion verantwortlich. Die Versammlungsleiter müssen über 18 Jahre alt und in der Versammlungsanmeldung eingetragen sein.
Tipp: Bittet (beim Ordnungsamt/ bei der Anmeldung) um Polizeischutz. Was dramatisch klingt, aber harmlos ist (1-2 Beamte vor Ort) stellt sich als goldrichtig heraus, sobald aufdringliche ZuschauerInnen ausfällig werden oder Übergriffe von ihnen ausgehen.

Welche Materialien sind für den DIE IN nötig?

  • Kunstblut in Massen
  • Sprühflaschen zum Auftragen des Kunstblutes
  • Bettlaken oder ähnliches als Unterlage für die Aktionsfläche
  • Trinkwasser
  • Waschmöglichkeiten (Eimer mit Wasser & Seifenlauge und Handtücher)
  • Tüten für die Kleidung der „Leichen“
  • Einen Stift zur Kennzeichnung der Tüten
  • Einen Fotoapparat und falls vorhanden eine Videokamera
  • Kennzeichnende Kleidung für die PressesprecherInnen (z.B. Gruppenshirt)
  • Informationsmedien (Infostand, Transpis, Flyer, Schilder, Megafon usw.)
  • ggf. Absperrband (um das zu nahe kommen der Menschen zu vermeiden)

Weiterhin ist es bei dieser Aktion üblich, dass die Aktivisten lediglich Boxershorts oder Unterhosen tragen, die Aktivistinnen Bikini, oder je nach Wunsch nur eine Bikinihose. Dafür sollten die AktivistInnen aber selbst sorgen. Es sollte nur nicht zu fröhlich wirken, also lieber einfarbig statt knallbunt gestreift mit Blümchen. Es ist ja grundsätzlich egal welche Unterwäsche ihr tragt aber hier solltet ihr darauf achten.

Aufbau und Durchführung

Bei der Aktion gibt es Probleme zu beachten:

  • Bei der Anmeldung sollte den Behörden mitgeteilt werden, dass die AktivistInnen knapp bekleidet auftreten werden. In extrem religiösen Regionen wird auch „oben ohne“ nicht gerne gesehen. Hier sollte freundlich mit dem Ordnungsamt kooperiert und darauf hingewiesen werden, dass es solche Aktionen schon in fast allen deutschen Städten gab.
  • Viel Presse und Aufmerksamkeit, noch bevor die Aktion beginnt. Was eigentlich gewollt ist, kann auch negative Seiten haben und deshalb sollten genug AktivistInnen vor Ort sein, die gute Interviews geben können, und die anderen AktivistInnen vor aufdringlichen ZuschauerInnen schützen.
  • Viele ZuschauerInnen, die auch teilweise respektlos gegenüber den AktivistInnen sind.
  • Ihr habt viele AktivistInnen zu betreuen: Wasser bringen, koordinieren usw.
  • Gerade im Sommer, bei Hitze und Sonne ist es für die AktivistInnen sehr anstrengend lange regungslos in der prallen Sonne zu liegen: Die Aktion sollte daher nicht länger als 30 Min. dauern. Daher ist das Timing (auch mit der Presse) extrem wichtig. Besser es treffen sich alle AktivistInnen mindestens 30 Min. VOR der Aktion, als zu knapp.
  • Nach der Aktion möchten alle möglichst schnell in ihre Klamotten zurück.

Ablauf:

  • 45 – 30 Min. vor dem eigentlichen Aktionsbeginn (zu dem die Presse geladen ist), treffen sich alle Beteiligten. Letzte Details können abgesprochen, Probleme behoben und die AktivistInnen gebrieft werden (während der Aktion nicht reden oder lachen, möglichst wenig bewegen). Der Ablauf sollte bekannt gegeben werden, so dass jeder und jede Bescheid weiß.
  • Wenn alle Bescheid wissen, sollten die Aufklärungsmaterialien vorbereitet werden. Infoschilder & Plakate um die Stelle herum auslegen, Transpis befestigen, Infotisch aufbauen oder was ihr so tun wollt, um die Bevölkerung zu informieren.
  • 15 Min. vor der Aktion: Die Bettlaken werden auf dem Boden ausgebreitet.
  • 10 Min. vor der Aktion: Die AktivistInnen ziehen sich bis auf die Unterwäsche aus und legen sich in Position.
  • Zu diesem Zeitpunkt versammeln sich schon viele neugierige ZuschauerInnen, die Presse wird schon vor Ort sein. Bewahrt Ruhe und lasst euch nicht aus dem Konzept bringen. Die AktivistInnen, die Interviews geben, sollten auf jeden Fall bereit und frei von anderen Aufgaben sein.
  • 5 Min. vor der Aktion: Die AktivistInnen werden mit den Sprühflaschen mit Kunstblut eingesprayt. Tipps zum Umgang mit Kunstblut findet ihr hier

Ablauf während der Aktion:

  • Die AktivistInnen sollten Leichen darstellen, also weder lachen, lächeln, reden, sich bewegen oder ähnliches.
  • Alle 10 Minuten kann eine kurze Pause eingelegt werden, in der die AktivistInnen sich mal etwas umlegen können (damit die Körperglieder nicht schmerzhaft einschlafen)
  • Ein/e AktivistIn sollte mittels Megaphon erklären, worum es bei der Aktion geht (evtl. vom Zettel ablesen)
  • Andere AktivistInnen (die durch einheitliche Kleidung erkennbar sein sollten) geben Interviews oder sprechen mit Menschen (dies sollte zuvor geübt werden)
  • Die Leute müssen verstehen können was ihr mit der Aktion ausdrücken wollt. Deshalb müsst ihr dafür sorgen, dass auf den ersten Blick erkennbar ist warum hier Menschen nackt und mit Blut überströmt auf dem Boden liegen. Verteilt Flyer und nutzt andere Möglichkeiten die euch gegeben sind (Transpis, Plakate, Straßenmalkreide) um klar zu machen worum es geht.
  • Gegebenenfalls müssen die AktivistInnen mit Wasser versorgt werden. Das sollte in den Pausen stattfinden, wenn sich die AktivistInnen sowieso bewegen und sich umlegen.
  • Die Aktion wird mittels Megaphondurchsage beendet. Bedankt euch bei allen teilnehmenden AktivistInnen und den Medien. Bittet um Applaus!!!

Ablauf nach der Aktion:

  • Alle am Boden liegenden AktivistInnen stehen auf. Um sie vor weiteren Fotos zu schützen können die Hilfs-AktivistInnen einen Sichtschutz erstellen, indem sie Bettlaken vor die anderen halten.
  • Wurde das (auswaschbare) Kunstblut nicht zu dick aufgetragen müsste es getrocknet sein, die Kleidung kann also darüber gezogen werden.
  • Gesicht, Arme, Hände usw. können nun mit dem Wasser und Handtüchern gereinigt werden
  • Wasser wird an alle verteilt
  • Sprecht Lob aus!

Vorteile und Risiken

Vorteil Risiko
finanziell: günstig & einfach
personell: ab. 8 Personen, besser 30+ Zu wenig AktivistInnen kommenUngeübte oder uninformierte InterviewgeberInnen können die ganze Aktion
vermasseln. Die Aktion muss bestens vorbereitet sein!
organisatorisch: Viel Aufmerksamkeit durch Medien und PassantInnen! Viel Vorbereitungsarbeit, wenn es eine große Aktion werden soll, sehr
stressig während der Aktion, wegen des großen Rummels.

Rechtliche Risiken

Bei ordnungsgemäßer Anmeldung in der Regel keine weiteren Risiken. Der Genitalbereich der AktivistInnen sollte bedeckt sein.

Fotos

Peta Die In