Wenn ich in meiner täglichen Arbeit mit Flüchtlingen zu tun habe, sehe ich ganz unterschiedliche Menschen – manche wirken wie erfüllt von Angst, manche versuchen mit allem Optimismus sich hier ein Leben aufzubauen, manche sind nur noch still und manche versuchen einfach stark zu sein. Was sie in den letzten Monaten auf der Flucht erleben mussten, erfährst du erst später…und dann zieht es dir den Boden unter den Füßen weg. Du fragst dich wie ein Mensch so viel Grausamkeit und Scheisse ertragen kann und trotzdem noch aufrecht stehen. Menschen, die bis vor kurzem in Syrien noch als Ärzt*in, Anwalt*in, Student*in, als unbesorgtes Kind, als Mensch ein schönes Leben mit Perspektive und Zukunft führten, müssen auf einmal als Flüchtlinge leben (also für viele sowas wie Menschen zweiten Grades, wenn überhaupt), in Zelten, auf Pritschen in Turnhallen mit der ewigen Ungewissheit, Angst um die Familie und der Angst, dass sie das was sie zurück lassen mussten nie wieder sehen werden. Es fällt mir schwer die Angst, die diese Menschen empfunden haben und immer noch empfinden wirklich nachzufühlen, denn ich musste eine solch existentielle Angst nie erleben. Aber manchmal, wenn ich dann solche Bilder wie diese sehe, habe ich das Gefühl einen winzigen Einblick zu bekommen und es treibt mir die Tränen in die Augen, vor Trauer, vor Verweiflung und vor allem vor Wut, so scheiss viel Wut und Fassungslosigkeit. Wie schwer kann es sein, die scheiss „Mauer“ einfach einzureissen?
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