Statement von PRO ASYL auf facebook:
„Unglaublich, wie die Asyldebatte unser Land verändert hat: Früher gingen Neonazis „Assis klatschen“ und töteten dabei etliche Menschen. Jetzt fordern sie, man solle sich endlich mal um Obdachlose kümmern! Deutschnationale, die sonst von der „Auschwitz-Keule“ faselten und einen „Schlussstrich“ forderten, warnen heute vor Judenhass! Erzkonservative, die einst Vergewaltigung in der Ehe für kein Verbrechen und Schwule für pervers hielten, empören sich lauthals über Sexismus und Homophobie! Ist das nicht toll?
Nein. Das Schlimme an der Sache ist zwar nicht, dass sich jetzt „die Falschen“ für die richtige Sache einsetzen. Das Schlimme ist auch nicht einfach nur, dass hier die dringend nötige Kritik an mangelnder Solidarität, an Antisemitismus, Sexismus und Homophobie für Hetze gegen Flüchtlinge instrumentalisiert wird.
Ebenso schlimm ist, dass diese Vereinnahmung tatsächlich viele Menschen darüber hinwegzutäuschen droht, dass der autoritäre Ungeist, der in der Asyldebatte derzeit heftig an Auftrieb gewinnt, sich nicht nur gegen Flüchtlinge richtet. Sondern potentiell gegen alle Menschen, die Wert darauf legen, in einer offenen und demokratischen Gesellschaft zu leben. Viktor Orbán, der rechtspopulistische Ministerpräsident Ungarns, brachte die Sache bereits ganz offen auf den Punkt: Die Flüchtlingskrise biete »für die christlich-nationale Ideologie, für unser Denken, die Gelegenheit, wieder die Dominanz zu gewinnen – nicht nur in Ungarn, sondern in ganz Europa«.
Das Gefährliche an der „Flüchtlingskrise“ sind eben nicht die Flüchtlinge. Das Gefährliche an der dieser Krise sind jene, die heute gegen Flüchtlinge hetzen – und sich morgen, sind die Grenzen wieder dichter, andere Opfer suchen werden. Sich mit dem Satz »Ich bin ja kein Flüchtling« zu trösten und die Füße hochzulegen, ist deshalb keine Option.“